Südfrankreich und zurück

Ein Wandersegelflug der besonderen Art

Für Fortgeschrittene: Wenn man Heide und Mittelgebirge genügend erkundet hat, locken die französischen Alpen und ein Lehrgang bei Klaus Ohlmann – Zwei unserer Piloten machten im Mai 2006 die Tour mal nicht mit dem Hänger, sondern gleich von Braunschweig aus mit dem Flugzeug…

Vor dem Start in Braunschweig (EDVE)

Zwei Segelflieger des Braunschweiger Aero-Club erfüllten sich zwischen dem 11.05 und 19.05.06 einen lang gehegten Wunsch. Carsten Pohl (Motor-, Ultraleicht-  und Segelfluglizenzen) und Frank Hofmann (Fluglehrer und Ausbildungsleiter) flogen bei bester Wettervorhersage vom Flughafen Braunschweig-Wolfsburg mit ihrem Doppelsitzer „Janus“ (ein Segelflugzeug mit Hilfsmotor) in Richtung Serres / Provence.

 

   

 

Über dem Schweizer Jura Nach einem Steigflug auf 2600 m wurde bei Seesen der Motor eingefahren und mit thermischen Aufwinden bis zu 4 m/sec. zum südlichen Schwarzwald geflogen. In Bremgarten, dem letzten deutsche Flugplatz nahe Basel übernachteten beide auf dem Flugfeld. Der nächste Morgen führte zunächst mit Motorhilfe bis zum ersten thermischen Aufwind am Schweizer Jura.

Während bei Autofahrten Grenzkontrollen weitgehend entfallen sind, erfordern Flüge ins Ausland auch heute noch eine vorherige Flugplanaufgabe mit nachfolgender genauer Kontrolle der geplanten Flugwege. 

 

Gewitterwolken raten zur schnellen Landung Über dem Jura wurde der Flug mit hervorragenden Aufwinden bis Genf fortgesetzt. Ein nahender Tiefausläufer verhinderte mit seinen Wolkenfeldern ein Weiterfliegen mit Sonnenenergie. Bei Grenoble musste daher wieder auf die Motorkraft zurückgegriffen werden.

 

 

 

 

Im tiefen Hangflug

Schon bald wurden die beiden Piloten von Klaus Ohlmann, dem mehrfachen Weltrekordhalter im reinen Streckensegelflug über 3000 km (!) und ehemaligen Aero-Club Braunschweig Mitglied in der Luft begrüßt.

 

 

 

 

 

 Es folgte ein fünftägiger Alpensegelfluglehrgang mit täglichen Strecken von ca. 300 km entlang der noch tief verschneiten französischen Seealpen. Der südlichste Punkt war dabei Fayence nahe dem Mittelmeer, der nördlichste der Mont Blanc. 

 

In 6000m NN über den Alpen Zum krönenden Abschluss gelang dort noch ein Höhenflug im Wellenaufwind auf 6000 m. 

Die Planung des Rückfluges war schwierig. Bei etlichen britischen Tiefs in Warteposition gab es nur eine Chance für die Heimkehr: Freitag, der 19.05.06 bot bei starkem Südwestwind und guter Sicht die einzige Lücke zwischen den Regenfronten. 

Nach einem Start um 8.30 Uhr wurde gegen Mittag im reinen Motorflug Besancon erreicht. Dabei wurde ausgiebig mit der überkomplizierten französischen Luftraumstruktur gekämpft. Sie erfordert ständigen Funkkontakt zu den französisches Englisch sprechenden Fluglotsen. Nach dem Wiederstart ging es mit 60 km/h Rückenwind in Richtung Schwarzwald. Von dort konnten noch einmal 100 km in thermischen Aufwinden zurückgelegt werden.

Abschluss in Mainbullau - das passte da alles rein!

Am Abend wurde schließlich die vorhandene Höhe nach Mainbullau bei Aschaffenburg abgeglitten. Schwere Schauer und Orkanböen im Norden beendeten hier das kurze Abendteuer nach insgesamt 45 Stunden Flugzeit mit ca. 3500 geflogenen Kilometern. 

Fakten:

Segelflugzeug: Doppelsitzer Janus CM, Baujahr 1986, Spannweite 20 m, 60 PS Zweitakt- Motor, 700 kg Abfluggewicht.

Aero-Club Braunschweig: Segelfluggruppe mit ca. 90 Mitgliedern und 11 ehrenamtlich tätigen Fluglehrern

Segelfluglehrgänge im Gebirge: Klaus Ohlmann, Serres / Provence, www.quovadis.aero.

 

Carsten Pohl / Frank Hofmann