Bildungsurlaub in Bayern

2 Wochen bei der „DASSU“

 

Um es gleich vorwegzunehmen: die billigste Alternative, das Fliegen zu lernen, ist eine Flugschule sicher nicht, aber die Überlegung war ja auch eine andere.

 

Nachdem ich mich nun seit einigen Jahren mit wachsender Begeisterung auf dem Flugplatz rumtreibe und mir nicht nur von Yeti sondern auch immer wieder von vielen anderen gezeigt wurde und wird, was für eine wunderbare Sache das Segelfliegen ist, (Euch allen an dieser Stelle mal ein großes Danke für die herzliche Auf- und Mitnahme!), wollte ich nun endlich auch mal selber vorne sitzen und irgendwann vielleicht auch mal mit der schönen Ka6 abheben…

 

Und damit zumindest der Anfang nicht so lange dauert, sollte es also an eine Flugschule gehen.

 

Die Entscheidung fiel für die Deutsche Alpensegelflugschule Unterwössen, kurz „DASSU“.

 

Die hat eine informative Website, zum Schulen gibt es die ASK13 (in mehrfacher Ausführung) was mir ganz gut gefällt, denn auf der wird es dann in Braunschweig ja auch weitergehen, es wird an der Winde geschult und nicht wie in einigen anderen Schulen ausschließlich im F-Schlepp (gut, höhere Ausklinkhöhen, ok, aber was will man denn als Anfänger hauptsächlich üben? Ich denke, starten und landen. Außerdem wird es dann erst richtig teuer). Fragen per Mail oder Telefon werden von Evi immer sofort, nett und hilfsbereit beantwortet.

 

Und dann kam noch die Überlegung hinzu, daß der Yeti mit seinem Teampartner ja auch mal in den Alpen fliegen wollte, und der Brettermeier wohnt eine Autostunde entfernt von Unterwössen. Daß dafür das Wetter dann nicht so mitspielte, das war dann leider nicht vorauszuplanen…

 

Also auf nach Süden. Je näher der Urlaub rückt, um so besorgter wird der bayerische Wetterbericht verfolgt, Regen, Hochwasserwarnungen etc. Am Ende will ich es gar nicht mehr hören.

 

Als ich in den Bergen ankomme, ist es zwar gerade trocken, am nächsten morgen aber komme ich um 08:00 gerade noch trocken zum Flugplatz und dann ist Weltuntergang. Es schüttet, sämtliche Regenrinnen sind völlig überfordert und man kann zusehen, wie sich der Flugplatz langsam in eine Seenlandschaft verwandelt. An diesem ersten Tag wird das mit dem Fliegen definitiv nichts und so wird ein kleines Grüppchen bedröppelter Flugschüler nach der Anmeldung ein wenig mit Theorieunterricht bei Laune gehalten. Außerdem gibt es noch was zu lesen, ein kleines Heftchen, das „DASSU 1×1“, eine wirklich gut gemachte Zusammenfassung über Wichtiges und Wissenswertes auf dem Flugplatz, sowohl für totale Anfänger als auch für Neulinge auf diesem speziellen Platz. So kann man sich die Zeit ein bischen sinnvoll vertreiben und die Platzrunde dann zumindest schon mal als Luftaufnahme verinnerlichen…

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Die Fluglehrer Steffi, Ralf und Christian bei der Suche nach einem Silberstreif am Horizont. Und: Nein, das Ding neben der Zapfsäule ist kein Grill.

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Aber am Dienstag geht es dann los, und von da ab kann auch an jedem Tag geflogen werden. Wenn auch manches Mal der Flugbetrieb unterbrochen oder frühzeitig beendet und die Halle in Rekordzeit eingeräumt wird, um die Flieger vor dem nächsten Wolkenbruch in Sicherheit zu bringen.

 

Morgens treffen sich also Flugwillige und Lehrer vor der großen Halle, die dann zusammen ausgeräumt wird. Durchaus ein Puzzle für Fortgeschrittene, besonders das abendliche Wiedereinräumen. Irgendwie passt dann doch immer alles wieder rein.

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Dann werden die benötigten Flieger mit Fallschirmen und Batterien bestückt und mithilfe keiner Elektrokarren („Melex“) zur Startstelle gebracht. Dort folgt dann ein kurzes Briefing, Fluglehrer, Schüler und Flieger werden verteilt und dann geht es los.

Meist teilen sich zwei Schüler einen Flieger und Lehrer, und wenn es gut läuft ( keine Wolkenbrüche, keine übermäßigen Seilrisse, keine 20 köpfige Besucherschar, die alle Gastflüge machen wollen etc), kann jeder Schüler bis zu 8 Starts am Tag machen.

Und wenn man gerade nicht fliegt, fährt man Seile holen oder sammelt gelandete Flugzeuge mit den Melexen ein.

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Apropos Seile holen: Die Winde in Unterwössen ist durchaus eine Besonderheit. Fest installiert, auf einem kleinen Hügel gelegen, damit sie bei Hochwasser nicht absäuft (direkt neben dem Platz fließt die Ache Richtung Chiemsee), bestückt mit 4 Trommeln und Kunststoffseilen (gut, das kennen wir auch, aber diese Seile waren rot) und: elektrisch betrieben.

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Wenn man hier Seile fährt, hat man schon ein ziemliches Geweih am Autoheck.

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Der Platz

Der Flugpatz selbst liegt recht spektakulär. Ein Tal, welches sich nach Norden in die Ebene öffnet und einen wunderbaren Blick auf den Chiemsee bietet („Mach mal Rollübungen auf Herrenchiemsee zu!“)und nach Süden der Blick in die Alpen mit einigen markanten Massiven wie den Loferer Steinbergen, dem Steinernem Meer oder dem Wilden Kaiser.

Die Platzrunde selbst wird natürlich auch von mehr oder weniger hohen Hümpeln diktiert.

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Gestartet wird wegen der fest installierte Winde immer in die selbe Richtung, meist weht auch der Wind vom Chiemsee durchs Tal Richtung Berge, wenn dort die Thermik einsetzt. Bei wenig Rückenwind kommt man halt nicht so hoch, bei viel Rückenwind heißt es warten.

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Rechts neben der Schleppstrecke erhebt sich der Haushang auf ungefähr 600-700 m über Platz. Nach dem Ausklinken geht es also nach links, Blick auf den Chiemsee, hier ist das Tal auch ein bisschen breiter, aber spätestens ab der Position ist wieder klar, wo man fliegt, denn parallel zum Gegenanflug gibt es wieder so einen kleinen Hümpel, ca 160 m hoch, neben dem man dann also entlangfliegt. Der Queranflug ist doch eher ein kurzes Aufrichten zwischen zwei Kurven, und es ist schon gewöhnungsbedürftig, direkt auf eine Wand zuzuhalten. Und dann an der Kiesgrube vorbei Richtung Landebahn.

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An einigen Tagen geht auch der Hang und ich komme in den Genuss eines Hangfluges. Wir arbeiten uns langsam aber sicher immer höher und können den Ausflüglern am Gipfelkreuz zuwinken. Es dauert ein Weilchen, bis ich mich daran gewöhne, so dicht an den Bäumen entlangzufliegen, doch dann fühlt es wirklich gut an. Als wir ziemlich oben sind, gesellt sich nach seinem Überlandflug ein uns wohlbekannter Discus 2 dazu. Für mich ein ungewöhnliche Perspektive, Yeti im Flugzeug unter mir zu betrachten.

Gestartet und gelandet wird auf Asphaltbahnen, weshalb die ASK13 auch etwas anders aussieht als unsere, sie ist nämlich hier ein Dreirad, und Kuller gibt es auch.

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Flugplatzzaun einmal anders, und es gibt auch eine stets offene Besucherpforte.

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Direkt neben der Startstelle gibt es einen Imbiss mit Biergarten, wo die bestellten Gerichte, wenn sie fertig sind, per Lautsprecher ausgerufen werden.Wenn man das noch nicht kennt, ist doch recht verwirrend, warum da einer vermeintlich über Funk lauthals „Curryworscht“ blökt…

Die Stimmung am Platz ist ausgesprochen gut. Die Fluglehrer sind sehr nett und verfügen anscheinend über sehr viel Langmut. Sie wechseln immer mal wieder, die meisten schulen auch irgendwo in Vereinen, und Sie arbeiten gut zusammen. Die Organisation funktioniert auch reibungslos, man kann es hier wirklich gut aushalten.

Bei kurzen Schauern entdeckt man verborgene Stärken der ASK13-es geht doch nichts über ordentlich Flügeltiefe.

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Flugleiter Max ist eigentlich fast nie richtig ausgelastet, selbst wenn er Bodenfunke, Windentelefon, Telefon, Laptop etc gleichzeitig in Betrieb hat, im Notfall hilft dann auch noch das tragfähige Organ, um alle Abläufe zu Lande, in der Luft und sonstwo zu koordinieren. Und er bleibt definitiv nie eine Antwort schuldig.

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Nach einer Woche habe ich dann Verstärkung bekommen, wobei den beiden Christians leider nicht das Hammerwetter vergönnt ist. So sind LO und G4 mehr in den Hängern als an den Hängen zu finden und Yeti freundet sich mit den Melexen an und guckt mir bei meinen Platzrunden zu.

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Aber an einigen Tagen versuchen es trotz des nicht so prallen Wetters einige Streckenflugsegler und lassen sich per F-Schlepp an den nächstbesten Hang ziehen.

Apropos F-Schlepp: Da Unterwössen Kurort ist, darf man hier nicht ungehemmt Krach machen. Die Elektrowinde ist hier bestimmt ein großer Pluspunkt, zumal sie ja auch die Kurortluft nicht trübt, aber für F-Schlepps beziehungsweise für Motorstarts gibt es eine Mittagspause. Wer also bis 12:30 nicht in der Luft ist, der muss warten oder an die Winde.

Aber das geht eben auch mit Motorseglern. Ein nicht alltägliches Bild!

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Was gibt es sonst noch zu berichten? Die Dassu hat einen recht großen Flugzeugpark, wobei besonders die zahlreichen Ka8ten ins Auge fallen. Es gibt auch eine weiße, der Rest ist ziemlich farbenfroh, wie hier im Hintergrund der „Kunstflieger“

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Ach ja, trotz des bereits erwähnten sehr netten Umgangs wird man an einem Abend dann doch handgreiflich, ich glaube es ist der gleiche Tag, an dem folgendes Bild entsteht. Mit einer Kiste Hellem können alle wieder beschwichtigt werden….

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Und nun geht es hoffentlich bald mit der guten alten 4681 weiter, und so langsam rückt dann ja auch die Ka6 in den Bereich des Vorstellbaren.

In die oft geführte Diskussion, ob die Ausbildung im Verein oder in einer Flugschule besser sei, will ich mich gar nicht erst einklinken. Alles hat so seine Vor- und Nachteile. Es war wirklich schön da unten, und irgendwann werde ich da bestimmt wieder hinfahren, aber davor muss ich zunächst wieder etwas sparen, und jetzt freue ich mich auch erst mal sehr auf das Fliegen in Braunschweig.

Allen, die Lust haben, mal in anderer Umgebung zu fliegen und das vielleicht mit einem Urlaub zu verbinden, kann ich die DASSU allerdings schwer empfehlen.

 

Conni

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